Chinatown Bangkok bei Nacht
Chinatown

Bangkok: Chinatown. In „Bangkok-Unterwegs“ beschreiben die Autoren Sparziergänge durch besondere Orte. Sie möchten die Besucher einladen, die Inspiration aufzunehmen und selbst auf Entdeckungsreise zu gehen.

Einen Überblick über das „touristische Bangkok“ enthält der Artikel: Bangkok, die Stadt der tausend Gesichter

Bangkok Chinatown, das frühere Herz der Stadt

Die Bangkoker Chinatown, dort wo das Leben in Bangkok begann. Zu Beginn etwas Historisches. Als König Taksin seinen Großen Palast zu bauen begann, bat er die dort hausenden Chinesen mit sanften königlichen Nachdruck etwas südlicher flussabwärts zu ziehen (siehe hierzu den Artikel:Das historische Zentrum: Unterwegs in Bangkok).

Die Chinesen waren froh ihr frühere Sumpfgebiet zu verlassen und nahmen die verwilderten unbebauten Grundstücke dankbar an, es hätte ja auch schlimmer kommen können.

Dann ging ganz schnell. Behausungen im Wildwuchs, Dockanlagen und Warenspeicher, der Handel blühte.

Der notorische Sampeng Lane, eine Seitenstrasse der Yaowarat, mit seinen quirligen Straßenhändlern, den in Hinterhöfen gequetschten Läden diente in alten Zeiten als Hauptstraße im Gewirr der engen Gassen.

Als es noch keine Patpong und Nana Plaza gab, verwalteten die Chinesen das Monopol für die menschlichen Genüsse und Begierden. Dort wo heute Handtaschen und Elefantenhosen hängen, blühte damals der berüchtigte Bangkoker Rotlichtbezirk. Ein schummriges Bordell bedrängte das nächste.

Solche enge überdachte Seitenstraße warten in der Chinatown an jeder Ecke. Die engen, dunklen Gassen verzweigen zu Labyrinthen. Scheppern, Zirpen, Klirren zeugt von Geschäftigkeit.

Chinatown BangkokYaowarat, die heutige Hauptstraße der Chinatown mit den glitzernden Goldshops, Haifischflossen Restaurants und Straßenküchen hatte ihren Ursprung ein einer Gewaltaktion der Behörden.

Als kriminellen Gangs in der Chinatown überhand nahmen, wurde Ende des 19. Jrh. eine Schneise in die verwinkelten Gassen der Chinatown geschlagen. Nun konnten die Reiter der Polizei schneller vor Ort. sein.

Die Chinatown steht bei jedem Besucher der Stadt auf dem Programm. Viele Touristen verbleiben dabei an der lauten Yaowarat, drängelnd an den Straßenküchen. Dabei schlägt das wilde Herz der Chinesenstadt woanders. Wer nur in der Hauptstraße verbleibt, hat die Chinatown faktisch nicht gesehen.

Spaziergang in die Eingeweide der Chinatown

Und gleich zu Beginn ein schier unlösbare Dilemma: wann diesen Spaziergang beginnen; tagsüber oder später kurz vor der Dämmerung. Die Chinatown war noch vor wenigen Jahren am einfachsten mit dem Expressboot zu erreichen, jetzt hält dort auch die MRT.

Die überdachten Straßen Märkte wie etwa der Sampheng Lane schließen bereits gegen 17 Uhr, während ein Spaziergang in dem Gebiet um den Talad Noi während der Abenddämmerung das Viertel in geheimnisvolles Licht taucht.

Und wie so oft löst sich ein Dilemma wie von selbst. Einfach beide Tageszeiten an verschiedenen Tagen. Dieses Viertel lässt sich nicht besichtigen, es sollte erlebt werden, und auch wer bereits öfters in dieser Gegend war, wir ständig neues entdecken.

Anfahrt Chinatown: Mit dem Expressboat zum „Ratchawong Pier“. Mit MRT an der Station „Wat Mangon“ aussteigen.

Talad Noi, der älteste Bezirk der Chinatown

Anfahrt Chinatown: Expressboat, am „Ratchawong Pier“ austeigen. Mit MRT an der Station „Wat Mangon“ aussteigen. Ganz gleich, wo sie ankommen, in Google Maps „Talad Noi“ eingeben und Sie kommen an. Ich beschreibe den Weg vom Ratchawong Pier.

Von der „Pier-Straße“ rechts in die parallel zum Fluss verlaufende Song Wat Rd. einbiegen. Die historischen Shop-Häuser entlang des Weges mit den Wohnbereichen im zweiten Stock zeugen vom Wohlstand und Pracht der historischen „Business-Road“.

Hier in der Song Wat Rd. residierten die Händler; zur Fluss-Seite hin hatten sie ihre Lager, auch heute boomt hier das Geschäft; die Stichstrassen   zum Fluss erkunden.

Funktionslose rote Laternen bewachen die Gehwege. Ich stelle mir mandeläugige Schönheiten in langen seidenen Gewändern vor, wie sie in verzierten Rikschas vorbeiziehen und mir geheimnisvolle Blicke zuwerfen.

Weiter und weiter…An einer Straßen-Abzweigung nach rechts, eine Eisenkonstruktion über der Seitenstraße mit dem Namen Phanu Rangsi Alley weist den Weg, nach wenigen Metern in eine weitere Straße links, die Soi Wanit 2 abbiegen, weiter …

Talad Noi Chinatown Bangkok…dann in die Soi San Chao Rang Kuak abbiegen in Richtung Fluss…; Streetartisten verzieren die Mauern mit Graffitis, die „Szene“ hält bereits Einzug; die kleinen Sois entdecken; Stichwege führen zum Fluss.

Eine wilde Gegend, das noch ursprüngliche Herz der Chinatown. An jedem Hauseingang wird geschraubt, gehämmert, verkauft. Zu Bergen aufgetürmte ölige Maschinenteile eroberten die Quer-Sois.

Angerostete Getriebe, LKW-Achsen und Motorenteile versperren wie intergalaktische Insekten die engen Sois, hauchen ölgeschwängerter Luft. In der untergehenden Abendsonne erzeugen die Eisenhaufen bizarre Muster.

Wrackteile Chinatown BangkokJunge Männer, ohne Schutzkleidung und barfuß, zerlegen wie italienische Futuristen die eisernen Reststoffe der modernen Zivilisation.

Die Teile stammen aus importierten abgewrackten japanischen Autos, einige kamen auch neueren abhanden. Jetzt wartet das Metall auf seine Inkarnation in der Provinz.

…eine Welt, die abgeschieden lebt, wo Zeit keine Eile gebiert, wo dem Heute ein Morgen folgt

Auf verwilderten Grundstücken spielen Kinder. Alte Frauen dösen vor den geduckten Hütten. Knorrige Bäume schmückten ihre Rinde mit bunten Schleifen. In Geisterhäuschen verzehren Phii ihre abendliche Mahlzeit.

Oberhalb des Gesimses eines kleinen chinesischen Tempels winden sich zwei mythische Nagas im Liebesspiel. Bärtige Ahnengestalten an den Wänden sorgen für irdischen Reichtum; hier versöhnte der pragmatische Konfuzius die Lehre Buddhas mit der archaischen Seele des Menschen.

River View Guesthouse

Über dem Chao PrayaWer in dem Straßengewirr ein Schild mit dem treffenden Namen Rieverview Guesthouse entdeckt, sollte im folgen oder Google Mapsbefragen. Der Aufzug hält im 8. Stock. Im offenen River Vibe Restaurant liegend auf Sofas bei einem kalten Bier den Fluss beobachten; eine Treppe höher unter freiem Himmel ein Rundumblick auf die Chinatown.

Wie eine vorsintflutliche Schlange hebt der Chao Praya den Kopf, streckt den gewundenen Körper in die Ferne. Die untergehende Abendsonne taucht die Wolkenkratzer und den filigranen chinesischen Tempel am gegenüberliegenden Ufer in ein rötliches Gewand.

 Die Yaowarat wartet

Der Hunger fordert Tribut, die Metallhaufen in den Sois verhüllt bereits die Nacht, spärliche Lichter flackern an Hauseingängen, locken die Nachtgeister. Den Name „Yaowarat“ in Google Maps eingeben. Auf geht’s durch die nächtliche Chinatown, es ist nicht weit. Auf Google ist Verlass.

Die Mutigen und die wenigen Ängstlichen spült Maps auf der Höhe des Wat Tramit in das Lichtermeer der Hauptstraße. Nach links den Menschenmassen folgen, in das Gewusel eintauchen, die Köstlichkeiten den Straßen-Küchen bestaunen und irgendwo einen Platzt ergattern.

Was gibt es noch in der Gegend?

Red Rose

Im Red Rose, einer Musik Lounge im Boutique Hotel Shanghai Mansion, mitten in der Yaowarat, empfangt das dekadente Ambiente der gleichnamigen chinesischen Stadt der 30er Jahre. Ab 21 Uhr spielen hier Musikgruppen. Für Cocktails gibt es eine Happy Hour.

Soi Nana

Eine neue Ausgehstraße innerhalb der Chinatown mit zahlreichen gehobenen Bars, Restaurants und Guethouses. Nicht mit Nana Plaza verwechseln; die liegt der Soi 4, Sukhumvit. In der unmittelbaren Umgebung ebenfalls viel Chinatown Kolorit

Walking Street entlang des Khlong Ong An

Jedes Wochende öffnet beidseitig des Khlong Ong An eine Walking Street mit Essenständen, Musikgruppen und Straßenmarkt. Die Hausfassaden zieren Graffitis. Wer an einer Seite des Khlongs einige indische Restaurants entdeckt, das ist kein Zufall. Das angrenzende Gebiet ist „little India“ der Chinatown.

Und wo? Auch hier weiß Google Maps Bescheid („Walking Street Ong An“ eingeben). Von der Yaowarat etwa 1.5 km entfernt; ein Katzensprung. Fußkranke können ein Tuk Tuk bemühen. Die naheste MRT Station nennt sich SAM YOT.

(Aktualisiert 6/2023)

 

 

 

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