Bangkok: das portugiesische Viertel. In „Bangkok-Unterwegs“ beschreiben die Autoren Sparziergänge durch besondere Orte. Sie möchten die Besucher einladen, die Inspiration aufzunehmen und selbst auf Entdeckungsreise zu gehen.

Einen Überblick über das „touristische Bangkok“ enthält der Artikel: Bangkok, die Stadt der tausend Gesichter

Im portugiesischen Viertel

Das pittoreske Portugiesische Viertel, auch Baan Farang Kudichin genannt, ist einer der ältesten Stadtteile von Bangkok, genauer gesagt von Thonburi.

Als die Burmesen im Jahr 1767 Ayutthaya zerstörten, ließ sich König Taksin in Thonburi nieder. In dieser Gegend lebten zu dieser Zeit überwiegend Immigranten aus Burma, die hier eine königliche Zollstation betrieben.

In den folgenden Jahren gelang es dem König, die Burmesen aus Siam zu vertreiben. Dabei wurde er von portugiesischen Soldaten unterstützt. Als Dank für die Unterstützung überließ er den Portugiesen ein Stück Land am Ufer des Chao Praya.

In diesem Gebiet siedelten dann Portugiesen (Händler und Missionare) und chinesische katholische Konvertiten, die Kudi Chin. Die Nachfahren leben immer noch in dieser Gegend. Der Einfluss ist bis heute noch spürbar; eine lohnenswerte Gegend für einen Ausflug.

Den Ausflug beginnen wir an der Haltestelle des Express Boot Piers „Memorial Bridge“. Laufen weiter zur Pra Pokklao Bridge. Über den neue Sky Park, die frühere Eisenbahnbrücke“ daneben, überqueren wir den Chao Praya.

Der Schildkrötentempel (Wat Prayun Wongsawat Worawihan)

Gleich unweit der Brücke erheben sich die weißen Stupas des „Schildkröten-Tempels“. Das besondere ist eine Teichlandschaft mit Felsen und kleinen Miniatur-Tempeln. Darin ruht die Asche von Verstorbenen.

Offenbar inkarnierten etliche der Verblichenen zu Schildkröten, die im Teich schwimmen und die Besucher bestaunen. Besonders beeindruckend ist das Schauspiel in der Nacht. Wenn das Trinkregime Tribut fordert, einfach die Toiletten neben dem Teich nutzen; blitzblank und klimatisiert.

Vom Schildkrötentempel wieder zurück zum Fluss hier beginnt ein betonierter Pfad entlang des Flusses; es ist der einzige in Bangkok der entlang des Chao Praya windet (wurde vor kurzem erneuert).

 

Ich mag diesen Pfad besonders nachts, beobachte von einer steinernen Bank die hell erleuchteten Fressschiffe und das Ufer auf der anderen Seite. Einsame Angler ärgern die Wassergöttin Mae Konga. Verliebte Pärchen halten schüchtern Händchen.

 

Santa Cruz Church

Bald erscheint die zweitälteste Kirche in Bangkok, Santa Cruz. Die ursprüngliche Holzkonstruktion stammt aus dem Jahr 1770, also noch vor dem Bau des Großen Palastes. Die Kirche wurde mehrfach renoviert, der heutige Ziegelbau stammt aus dem Jahr 1916.

Ban Kudi Chin Museum

Dann in die verwinkelten Gassen hinter dem Gotteshaus eintauchen. Hier sind wir mitten drin im alten portugiesischen Viertel. Und wer nicht intuitiv zum Ban Kudi Chin Museum gelangt, bemüht Google.

Im Erdgeschoss des Museums ein Garten und im Café locken Süßspeisen, die es nur hier gibt. Das Museum enthält interessante Artefakte und alte Karten aus der Blütezeit des Portugiesischen Viertels; lohnenswert.

Https://baankudichinmuseum.com/

Das Windsor Haus

Um die Ecke beim Museum gibt es noch einige alte Holzhäuser zu bewundern. Eines dieser Häuser ist das Winsor Haus, Manch einer hat es bereits während der Fahrt mit dem Express-Boot entdeckt. Seine typische Fassade lässt sich am besten vom Pfad aus beobachten. In den Gassen gelangt man zu dessen Rückseite. Wer neugierig ist, wirft einen Blick hinein. Außer etwas Gerümpel, ist es leer.

Das Haus wurde während der Regierungszeit von König Mongkut, also irgendwann zwischen 1851-1868, erbaut. Es war einer der ältesten Häuser dieser Bauart in Bangkok. Das sog. Windsor-Haus hatte ein englischer Kaufmann im sog. american architectur Style (gingerbread house) errichtet. Dieser Baustil war damals zwischen reichen Thais populär, auch in Myanmar und Singapur.

Kuan An Keng Schrein

Kuan An Keng Schrein

Jetzt am besten sich wieder zum Pfad am Fluss durchschlagen, den weiteren Weg aus dem Viertel versperrt ein enger Khlong.

Ein weiteres Highlight wartet. Kuan-An-Keng ist ein chinesischer Tempel, der vor 200 Jahren von Hokkien-Chinesen gestiftet wurde. Es ist somit einer der ältesten seiner Art in Bangkok. Der Tempel bzw. Shrine ist der Kuan Yin geweiht, der weiblichen Form eines Bodhisattwas.

Im Mahayana Buddhismus (praktiziert überwiegend in Japan und China) sind Bodhisattwas Wesen, die auf dem Weg zur Erleuchtung weit fortgeschritten sind. Bevor diese Erleuchtungswesen selbst ins Nirvana eingehen, helfen sie den Nachhinkenden auf ihrem dornenreichen Weg. Neben irdischen menschlichen Bothisattwas gibt es noch überirdische Wesen.

Aus einem der überirdischen Wesen, dem Avalokiteshvara, entwickelte sich mit der Zeit eine weibliche Form als das Prinzip des Mitgefühls.

Die weibliche Form dieses Bothisattwas wird in ganz Asien unter verschiedenen Namen verehrt, bei den Chinesen als Kuan Yin und bei den Japanern als Kannon. Auch der Buddhismus verbindet Mitgefühl eher mit Frauen als mit Männern, genauso wie das Christentum mit der Marienverehrung.

Ein weiterer chinesischer Tempel, der Kuan Jin geweiht ist, befindet sich in der China Town, in der Yaowarat.

Wat Kalayamit und Umgebung

Der Pfad entlang Chaopraya endet beim Wat Kalayanamit. Der Tempel ist nichts Besonderes, insbesondere in seiner heutigen renovierten Form. Dennoch. In der beschaulichen Gegend, um den Tempel herum, wo die Zeit stehengeblieben zu sein scheint, werden Liebhaber des ursprünglichen Bangkoks auf ihre Kosten kommen.

Einfach durch die verwinkelten Gassen schlendern und die Menschen beobachten. Zur Thonburi Zeit lag hier das chinesische Viertel, darauf deuten noch viele chinesische Inschriften.

Wer in der Nähe des Wats Kalaya auf eine Stichstraße trifft mit modernen Wohnhäusern, das sind keine Luxusresidenzen oder ein 5-Sterne Hotel, sondern Unterkünfte von Mönchen.

 

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