Bangkok und moderne Kunst. Drei faszinierende Orte zeitgenössischer Kunst mit einem versteckten Juwel an einem unbekannten Khlong. Bangkok steht nicht gerade in dem Verdacht, ein künstlerisch-intellektuelles Ambiente zu verströmen. Und bei dem Begriff „Kultur“ denken die meisten Besucher sofort an die steinernen Zeugen der Vergangenheit. Ja, aber es gibt sie, die künstlerische Szene, verdeckt von der intensiven Lebensenergie der sinnlichen Stadt.
Die Szene blüht im Verborgenen, buhlt nicht um Aufmerksamkeit, möchte nicht unbedingt den repressiven Zeitgeist zu offen reizen. Umso enger und intimer ist der Kontakt zu den Künstlern. Die zahlreichen kleinen Galerien und Ausstellungen werden wohl nur für Residenten oder notorische Kunstliebhaber interessant sein. Für den Kurzzeitbesucher habe ich drei besondere Orte ausgewählt. Zwei bekanntere und einen off the beaten track.
MOCA, Museum of Contemporary Art
Das Museum MOCA (eröffnet 2012) stiftete der Telecom Magnat Boonchai Bencharongkul. Der Stifter wollte in seiner Jugend selbst Kunst studieren. Er folgte indes dem Rat seiner Eltern und nutzte seine künstlerische Begabung zunächst dazu, ein Milliardär zu werden. Das war von den Eltern weise. Später konnte sich der künstlerisch begabte Sohn sein eigenes Kunstmuseum leisten.
Und wer in Thailand als Milliardär daherkommt, ist nicht nur reich, sondern verfügt über Macht und Beziehungen. Und das ist in einem Land wichtig, in dem Konservatismus und Tradition alle gesellschaftlichen Bereiche beherrscht. Bei einer Fashion-Show genügt die durchschimmernde Brustwarze des Modells unter der Bluse, um die Polizei auf den Plan zu rufen. Für das MOCA gelten keine Beschränkungen und die Künstler nutzen diese Freiheit bis zum Exzess.
Mehr als 800 Exponate verteilen sich über 5 Stockwerke. Die meisten Bilder und Objekte sind Paraphrasen auf das moderne Leben: Fresssucht, Sex, Spiel; ein Totentanz der oberflächlichen Sinnlichkeit. Manche der Bilder könnte Dali im Meth-Rausch gemalt haben. Surrealistisch-phantastische Sujets beherrschen die Wände. Und es ist faszinierend dem Blick der Künstler zu folgen. Die thailändische Kunst war sehr lange, bis in das 20 Jahrhundert, von der Tradition geprägt. Eine kontinuierliche Entwicklung der modernen Kunst fand kaum statt. Ein Sprung setze erst in den 70ern und 80ern ein, als ein Austausch mit ausländischen Künstlern stattfand.
Aber erst sein etwa 20 Jahren erfinden die heimischen Künstler, unbelastet von den europäischen Kunststilen der Moderne, eigene Sichtweisen. Die künstlerischen Grundthemen sind überall gleich und universell. Dennoch kommen die Künstler hier zu überraschenden Ergebnissen. Anders als oft bei ihren westlichen Counterparts verdecken abstrakte Metaphern und Formen nicht die künstlerische Aussage.
Anfahrt: mit der BTS oder MRT bis zum Chatuchak Weekendmarket, Station Mo Chit bzw. Chatuchak für MRT, von hier aus mit dem Taxi ca. 10 Minuten Richtung Airport Don Muang; montags geschlossen.
Bangkok Art and Culture Centre
Dieses riesige Museum für zeitgenössische Kunst mit architektonischen Anklängen an das Guggenheim Museum in New York eröffnete 2009. Mehrere private Galerien, Designe-Boutiquen, Musik-Studios, Art-Shops, Cafés und kleine Restaurants mit ausgefallenen bio-trendigen Speisen winden sich um den rundlichen Innenraum. Die Haupt-Galerien befinden sich in den obersten Stockwerken.
Das Museum möchte Design, Music, Theater und bildende Küste unter einem Dach vereinen. Ein einheitliches Konzept dahinter konnte ich nicht erkennen, offenbar gibt es keines. Und das macht vielleicht auch den Charme dieser Einrichtung aus. Wechselnde Ausstellungen moderner thailändischer Kunst und gelegentliche Events. Immer gibt es etwas zu entdecken, oder einfach einige Zeit in einem der Cafés verbringen, durch die kleinen Art-Shops streunen, die Ruhe inmitten der hektischen Stadt genießen. Das Museum befindet sich gegenüber der Schopping-Mall MBK; ein lohnender Abstecher, um etwas zu entspannen. BTS-Haltestelle National Stadium.
Artist’s House (Baan Silapin)
Ein 200 Jahre altes Teakhaus am Khlong Bang Lunag beherbergt mehrere Künstler. Auch einige Nachbarhäuser adaptierten diese Idee. Die Gegend nennt sich jetzt Artist Village, aber Original bleibt Original.
Sie können hier durch die Artefakte stöbern, einen Kaffee genießen, im oberen Stockwerk in einem Lehnstuhl klönen und das geruhsame Leben am Khlong beobachten und dabei den neidischen Ausflüglern in ihren rasenden Booten zuwinken. Und natürlich bedauern, dass dieses Juwel bereits um 18 Uhr schließt. Um 14 Uhr performen, außer Mittwoch, schwarz gekleidete Damen und Herren in Masken eine Puppenschau mit Szenen aus dem Ramayana. Besucher werden gern in die Vorstellung eingebunden. Später können Sie die dörfliche Umgebung erkunden.
Die gesamte Gegend durchziehen Khlongs. Manchmal versuche ich entlang eines Kanals zu wandern. Oder ich laufe einfach los in Richtung Chao Praya. Und wenn ich verloren gehe, macht nichts. Das Taxi bringt mich in die Großstadt-Zivilisation. Jedenfalls können Sie hier von der Atmosphäre der Khlongs weit mehr erleben als die rasenden Artgenossen.
Jetzt bleibt noch die Anfahrt nachzutragen. Wie überall, wenn Sie nicht den Spuren des normierten Touristentracks folgen wollen, ist es etwas komplizierter. Aber so schwierig wieder auch nicht. Mit der BTS (Silom Line) zur Endstation Bang Wa auf der Thonburi Seite. Dort dem aufgeregte Taxifahrer, denn Farangs sprechen ihn in dieser Gegend nicht jeden Tag an, folgendes zu vermitteln versuchen: Baan Silapin, eine andere Bezeichnung für das Artist’s House.
Dann können Sie es noch mit Khlong Bang Luang versuchen. Wenn er immer noch ungläubig schaut: die Straße in der Nähe nennen: Charan Sanitiwong 3 , also scharan sanitiwong saam sagen. Oder Sie zeigen ihm einfach Google Maps. Wenn das Taxi tatsächlich die Charan Sanitiwong 3 erreichen sollte: am Ende der Straße (Sackgasse) durch einen engen Durchgang gehen, dann über eine Brücke den Khlong überqueren, gleich links auf dem schmalen Holzsteg den Kanal entlang gehen. Ihr Ziel ist das Haus, vor dem eine rote nackte Männerfigur ruht und das Wasser betrachtet. Falls der Taximensch eine andere Route nimmt, dann soll er Ihnen später die genaue Richtung zeigen.
Danke Deborah für den Tipp. Wir haben das Künstlerhaus besucht, war ganz toll. Und auch die Umgebung war ganz anders als das Bangkok, das wir zuvor kannten. Ein wirklich gelungener Ausflug.