Schwimmende Märkte in Bangkok: zwischen Klischee und Wirklichkeit. Wo, was, wie, eine Übersicht. Schwimmende Märkte gehören zu Thailand wie die Tulpen zu Holland, der Stierkampf zu Spanien und die singenden Gondolieres zu Venedig. Seit Jahrzehnten eines der beliebtesten Fotomotive und fest verankert im kollektiven touristischen Unterbewusstsein; neben den ranken Tempeltänzerinnen natürlich.
Manche garstigen Zeitgenossen stellen sich zwar die höchst unpassende Frage, warum und an wen die betagten Händlerinnen ihr Gemüse in ihren wackeligen Holzbooten verkaufen. Ginge das nicht trockenen Fußes und weitaus bequemer am Ufer?
Dabei ist die Antwort so einfach, weil sie dafür von der Tourismusbehörde bezahlt werden, auf ein paar Baht hoffen, wenn ihnen ein Tourist des Fotomotives wegen etwas abkauft oder sie mit ihren vorgekochten Speisen die Zecher am Ufer erfreuen.
Von damals bis heute
Zunächst die Antwort auf die Frage: was ist eigentlich ein „klassischer“ schwimmender Markt? Es ist ein Markt auf dem Wasser, wo Verkäufer und Käufer in Booten meistens Gemüse und Obst gegen Geld tauschen.
Bangkok das Venedig des Ostens, so wurde die Stadt einst genannt, und das zu recht. Die Besiedlung der Stadt begann entlang des Flusses und der Kanäle. Straßen entstanden erst viel später. Das Leben spielte sich entlang der Wasserstraßen ab.
Hier waren die Händlerinnen in ihrem Element; nix da Markt am Ufer bequem mit dem Pickup oder damals eher mit dem Büffelgespann zu erreichen. Und was machten zwischenzeitlich deren Männer? Diese Frage harrt noch einer kulturhistorischen Erforschung.
Machen wir es kurz, echte schwimmende Märkte gibt es in Bangkok und anderswo in Thailand seit mindestens 60 Jahren nicht mehr. Allenfalls in einigen Khlong-Gegenden schippern die Bewohner ihren Einkauf immer noch in gebrechlichen Holzbooten durch enge Kanäle.
Schwimmende Märkte mutierten zur Ausflugsorten
Liebe Besucher Bangkoks bitte nicht weinen…ja, die „schwimmende Märkte“ gibt es noch, aber sie passten sich der modernen Welt an und erfüllen heute eine andere Funktion als früher.
Diese Märkte mutierten zu Ausflugsorten an Kanälen, wo Thais, kräftig unterstützt durch Touristen, ihrer allerliebsten Beschäftigung nachgehen, dem Futtern.
Und an den meisten dieser „Märkte“ lassen sich auch Ausflüge entlang der Khlongs unternehmen, bei denen das Leben entlang der früheren Wasserstraßen beobachtet werden kann; entspannter und preiswerter als mit den üblichen Kanalfahrten in den rasenden Longtails (siehe hierzu „Bangkoks Kanäle zu Fuß erkunden“).
Und für die Fotoobjektive stehen oft einige ältere Damen mit Strohhut in kleinen Holzbooten bereit. Nachfolgend die Beschreibung der wichtigsten „floating Markets“.
Schwimmende Märkte in Bangkok
Zwei der drei beschriebenen Märkte liegen in Thonburi und lassen sich bei einem Besucht leicht miteinander verbinden. Der dritte befindet sich in der „grünen Lunge“ von Bangkok in Bang Krachao.
Khlong Lat Mayom
Das ist mein beliebtester „Floating Market“ in Bangkok. Ich verkneife mir das Wort „authentischster“. Er liegt an einem engen Kanal, aber das ist nicht der Grund. Mehr als 70% der Stände bieten die unterschiedlichsten Thai-Leckereien und nicht nur das allenthalben opulente Seefood.
Also schnell einen strategisch gelegenen Tisch direkt am Kanal ergattern und dann die Gemahlin mit Tochter losschicken, das Essen einzusammeln…wem es gelingt, dem Küchenpersonal den Standort seines Tisches zu beschreiben, der bekommt es angeliefert.
Vor oder nach dem Essen unbedingt eine Kanalfahrt unternehmen. Das Boot mit mehreren Personen fährt 1.5 Stunden für schlappe 100 Baht pro Person durch enge Kanäle, zu einem weiteren kleinen Markt, einer Orchideenfarm, einem Kloster…Größere Familien können auch Privatboote schartern.
Anfahrt: Lat Mayom liegt in Thonburi. Entweder mit dem Taxi aus der Innenstadt etwa für 200 Baht, aber vorher sicherstellen, dass der Taximensch auch weiß, wohin er fahren soll. Oder mit der BTS bis zur Endstation Bang Wa und von dort mit dem Taxi für etwa 100 Baht; die Taxifahrer hier sind ortskundiger. Aus der Khaosan Gegend direkt mit dem Taxi oder vielleicht besser mit dem Expressoot zum Pier Wang Lang und von hier aus mit dem Taxi. Der Markt hat Samstag und Sonntag von 6 bis 17 Uhr geöffnet.
Taling Chan
Auch dieser Markt befindet sich im Stadtteil Thonburi. Er liegt an einem breiteren Kanal als der Lat Mayom. Die überdachte Marktfläche beherbergt zahlreiche Essensstände, aber inzwischen überall auch viel Touristennippes. Im Gegensatz zu Layt Mayom frequentieren ihn viele Touristen.
Der einstündige Ausflug entlang des Khlongs für 67 Baht mit einem Halt an einem Wat ist durchaus lohnenswert. Warum nicht Lat Mayom und Taling Chan bei einem Ausflug gemeinsam besuchen. Das Taxi zwischen den beiden Märkten kostet 100 Baht.
Anfahrt: Taling Chan ist leicht von der Khaosangegend zu erreichen. Entweder mit dem Taxi, die Fahrer dort wissen Bescheid. Oder mit dem Expressboot bis zum Pier Wang Lang und dort ein Taxi besteigen. Sonst wie bei Lat Mayom beschrieben. Der Markt hat Samstag und Sonntag von 7 bis 16 Uhr geöffnet.
Bang Nam Pheung
Der Markt liegt in der „grünen Lunge Bangkoks“ in Bang Krachao. Diesen Markt zu besuchen, lohnt eigentlich nur im Zusammenhang mit einer Fahrradtour in dieser Gegend (siehe „Bang Kra Jao: das unbekannten Bangkok“). Während den Wochenenden fluten ihn Thais. Sie haben in den letzten Jahren Bang Krachao zu ihrem Naherholungsgebiet erkoren.
Früher zog sich der Markt entlang eines engen Kanals. Jetzt ächzt er unter einer hässlichen Dachkonstruktion. Den leckeren Monspeisen macht dies zwar keinen Abbruch, aber um eine solche Atmosphäre zu genießen, braucht es wohl siamesischer Gene.
Anfahrt: BTS Phrong Phong, mit dem Taxi zum Khlong Toey Nok Pier. Der Pier lässt sich auch zu Fuß von der BTS erwandern, am besten über die Soi 24. Die enge Straße zum Pier verläuft neben dem Wat Khlong Toey Nok mit einer dämonischen weiblichen Figur davor. Im Wat selbst schreckt die Darstellung einer buddhistischen Hölle und draußen wartet ein Tierkrematorium auf Nachschub.
Eine weitere Möglichkeit anzureisen: mit der MRT zu den Stationen Khlong Toey bzw. Queen Sirikit National Convention Center und von dort mit dem Taxi zum obigen Pier. Am Pier auf der anderen Seite des Flusses winken bereits Fahrräder; etwa 100 Baht pro Tag, eine kopierte Karte inklusive. Beim letzten Besuch verlangte der Verleiher einen Ausweis. Es genügte der Personalausweis, vielleicht genügt auch die Kopie des Passes. Der Markt öffnet Samstag und Sonntag von 6 bis 18 Uhr.
Schwimmende Märkte außerhalb von Bangkok
Diese Märkte lassen sich mit einem Tagesausflug erreichen; auf eigene Faust oder mit einer organisierten Tour.
Damnoen Saduak
Das ist DER Floating Market in Thailand. Seit Generationen fiebert jeder Thailandneuling diesem Ereignis entgegen, tausendfach abgebildet auf Postkarten, Reiseprospekten…fester Bestandteil jedes lokalen Reisebüros. Deshalb kann ich es kurz machen: die einen halten diesen Markt für ein thailändisches Disneyland und Touristennepp, die anderen jauchzen vor Begeisterung, ob der tollen Fotomotive; verkörpert er doch ein perfektes Thailandklischee (siehe hierzu „Schwimmende Märkte und Prostitution“).
Ich habe zu diesem Markt keine Meinung, er ist eben das, was er ist, und das ist nicht unbedingt schlecht. Einen Tipp für diejenigen, die diesen Markt besuchen möchten. Unbedingt am frühen Morgen anreisen. Denn da gibt es nicht nur das beste Fotolicht, die „authentischsten“ Motive, aber hauptsächlich geht man so den Touristenmassen aus dem Wege, die ab etwa 9 Uhr in Busen anreisen und in ihren Booten die Händlerinnen bedrängen.
Anfahrt: Am besten als Teil einer organisierten Tour. Achtung: Der Markt hat nur von 6 bis 12 Uhr geöffnet.
Amphawa
Ein beliebtes Reiseziel für Thais am Wochenende, etwa 15 Km von Damnoen Sudak entfernt. Der Markt wurde bereits ein wenig das Opfer seiner Popularität. Aber das hat durchaus seinen Grund. Die Ufer bevölkern entlang einer „Walkingstreet“ unzählige Holzhäuser mit altmodischen Cafés, Souvenirladen und natürlich überall Restaurants, ein Essensparadies auf Erden. So kann es am Nachmittag schon ziemlich voll werden.
Das ist aber nicht so schlimm, denn Amphawa ist eigentlich ein „Nachtmarkt“ und die entspannte abendliche Stimmung gibt dem Markt erst seinen Reiz.
Tagsüber lassen sich mit Booten entlang des Mae Khlong Flusses und dessen Seitenarmen einige Ausflüge unternehmen. Unterwegs auch etliche Tempel mit dem bekannten „Indiana Jones Tempel“ Wat Bang Koong, innerhalb eines riesigen Bodi-Baumes. Oder ein Fahrrad ausleihen und die Gegend erkunden.
In der Abenddämmerung fahren einige Boote in den Fluss hinaus, um Fireflies zu beobachten, das sind leuchtende Käfer. Ich würde empfehlen, eine Nacht in einem der zahlreichen Guesthouses zu verbringen, am besten von Sonntag auf Montag, denn dann sind bereits etliche Besucher abgereist.
Anfahrt: am besten mit einem Minivan, fährt stündlich vom Southern Bus Terminal (Sai Tia Kai Pinklao), Fahrzeit etwa 90 Minuten.
Anmerkung: wer an noch mehr „Schwimmenden Märkten“ interessiert ist, wird hier auf „Flocblog“ von Florian Blümm fündig, dem Autor des Reiseführers „Bangkok 555 Tipps“.
Und was ist mit den Tempel-Tänzerinnen?
Gab und gibt es sie überhaupt noch? Was für eine dumme Frage, waren doch die Touristenprospekte voll von diesen grazilen Damen. Vor dem Erawan Shrine in Bangkok verdrehen sie manchmal mit gelangweiltem Gesichtsausdruck ihre ranken Körper, Hände und Finger zum Pläsier der Touristen.
Hand aufs Herz, wem gelang es solche Damen beim Tanz in einem Tempel zu erblicken? Aber vielleicht gibt es Nachwuchssorgen. Für manch ein Farmgirl mag es pekuniär lukrativer erscheinen, ihren leicht bekleideten Körper an Stangen in Gogo Bars zu wellen, statt besitzlose Mönche mit einer komplizierten Tanzdarbietung zu erfreuen.
Oder sind die Tempeltänzerinnen nur ein weiteres Thailand-Klischee? Nicht ganz. Der „Tempeltanz“ ist eigentlich eine Form des klassischen Thai-Tanzes, LAKHON, FON.
Der Lacon-Tanz ist ein Folklore-Tanz oder erzählt Yatakas, also Geschichten aus dem Leben Buddhas.
Fon-Lep ist ein Fingernageltanz. Beide Tanzformen, oft miteinander kombiniert, führten die Tänzerinnen auch am Königshof in Ayutthaya auf; und dort gab es viele Tempel.
Aus dieses Tanzformen entwickelte sich der heutige klassische Tanz, der aber nur sehr selten auch auf einem Tempelgelände aufgeführt wird. Weil der Kopfschmuck der tanzenden Damen an eine Tempelstupa erinnert, erfanden findige westliche PR-Manager die „Tempeltänzerinnen“.
Heisse Madchen aus deiner Stadt warten auf dich: https://is.gd/heissemadchen