Bangkok, in den Hinterhöfen der Sukhumvit. In „Bangkok-Unterwegs“ beschreiben die Autoren Sparziergänge durch besondere Orte. Sie möchten die Besucher einladen, die Inspiration aufzunehmen und selbst auf Entdeckungsreise zu gehen.
Einen Überblick über das „touristische Bangkok“ enthält der Artikel: Bangkok, die Stadt der tausend Gesichter
Die dörfliche Sukhumvit
Klingt zunächst wie ein Paradox. Gilt doch die Sukhumvit-Gegend als das Zentrum dieser schillernden Stadt. Aber wie so oft entzieht sich Bangkok jeglichen Einordnungen; wie ein Rhizom, ein lebendes Wurzelgeflecht, verändert die Stadt unaufhörlich ihr Gesicht, überrascht ständig mit Neuem und Unerwarteten. Fangen wir an.
Wo? Von der Sukhumvit gegenüber der BTS Asok in die Soi 14 einbiegen. Eine enge Straße, fast ohne Verkehr, ruhig, residential Häuser, viel Grün. Immer geradeaus: Und was ist das?
Die Soi entpuppt sich als Sackgasse. Ein niedriges Gebäude steht quer, davor lümmeln einige Mofas, daneben lärmt eine Werkstatt. Nicht abraten lassen, wir wissen doch, this is Bangkok and here is all different.
Und richtig, ein enger Spalt zwischen den Häusern, hier geht es weiter. Raus auf die laute Straße, rechts weiterlaufen und nach einem duftenden Khlong durch ein schmales Eisentor hinabsteigen.
Das Eisentor zur einer anderen Welt
Ja, dieses Eisentor muss magisch sein. Der dröhnende Verkehr wie von Zauberhand weggeblasen, kaum ein Laut dringt durch.
Von beiden Seiten niedrige Holzhäuser, ein Hahn ruft aufgeregt seinen Harem herbei. Im Inneren der offenen Wohnungen flimmern einheimische Seifenopern, Männer mit nackten Oberkörpern klönen vor den schiefen Baracken.
Am Ende der Straße zunächst nach links einen Abstecher zum Benjakiti Park. Um den See drehen Expats und Thais ihre Runden. An den Hochhäusern in der nahen Ferne spiegelt die untergehende Abendsonne.
Dann wieder zurück zum Khlong. Dort schlängelt ein Weg, nur für Fußgänger und Fahrräder, entlang bewachsener Ufer und erreicht hoch oben über Straßen und Kreuzungen hinweg nach etwa zwei Kilometern den Lumpini Park (siehe hierzu den Artikel „Fahrradtour durch drei Parks“).
Irgendwann erscheint unter dem Steg ein Gewirr von Holzhäusern, engen Gassen: verkruschtelte Geschäfte aus der vor 7/11-Zeit, Waschmaschinen in Reih und Glied warten geduldig auf den Inhalt. Menschen gehen ihrem Alltagsleben nach, ruhig und gelassen, ohne Hast….ein Leben im Hier und Jetzt.
Bald erscheint auf der linken Seite die grüne Kuppel einer Moschee. Jetzt gilt es zu handeln, wir müssen den bequemen Pfad verlassen, uns in das Gewirr dieser Straßen stürzen.
Und nicht weit auf der rechten Seite erscheint eine Treppe, hinuntersteigen, dann etwas zurücklaufen und bei der nächsten Möglichkeit den Khlong in Richtung Moschee überqueren. Hier beginnt die eigene Entdeckungstour: die seitlichen kleinen Sois erkunden; enge verwinkelte Gassen, offenes Straßenleben…
Kurz die Augen schließen und wieder öffnen…das Gefühl in Bangkok zu sein, ist verflogen. Dabei pulsiert und lärmt die Sukhumvit, hier unhörbar, kaum 400 Meter entfernt.
Irgendwann erscheint eine kleine Hauptstraße von der weitere Subsois abzweigen, keine Furcht, auch diese Gassen begehen….wer sie nicht findet, kann in Googel Maps „RBSC Polo Club“ eingeben, der liegt direkt an der „Hauptstraße“. Von hier ist der Lumpini Park nicht mehr weit.
In den Backwatern der Sukhumvit
Nur wenige Besucher der Innenstadt werden auf die Idee kommen, dass unweit ein Khlong verläuft; der Saen Saep Kanal. Ein kleiner Spaziergang entlang dieses Kanals führt uns zu den Ursprüngen der Sukhumvit-Gegend.
Den Anmarsch beginnen wir dort, wo wir uns in dieser Gegend am besten auskennen, zumindest die Besucher mit Testosteron-Hintergrund, an der Soi Cowboy…
…oder vielleicht doch nicht, denn wir müssten sonst die verkehrsreiche Asok Montri Road entlang. Also die Augen zukneifen, die kleine Sündenstraße zur Soi 23 durchqueren, nach links abbiegen und Richtung Kanal laufen. Gehen, gehen…
Einige interessante Restaurants locken unterwegs, einfach ignorieren. Und plötzlich versperrt eine Universität den Weg. Nicht abschrecken lassen, das Gelände betreten und in der Uni links zur Asok Montri Road abbiegen.
Nicht wundern, das ist wirklich eine Uni, auch wenn die Damen und Herren in ihren Uniformen, so wie nennt man die jetzt korrekt, ach ja Studierende, eher wie Schulkids aussehen.
Eine weitere Möglichkeit bei sehr heißen Tagen: an MTR Asok einsteigen und eine Station weiter MRT Phetchaburi aussteigen. Von hieraus zu dem nahen Khlong laufen.
Vor der Brücke, die den Kanal überquert, links hinuntersteigen und schon geht es los.
Ein Steg windet entlang des Kanals, an wild bewachsenen Hinterhöfen entlang, deren Blütenpracht durch die Eisengitter drängt, an lustigen Graffitis oder Mönchen vorbei.
In der Ferne lugt die moderne Zivilisation in der Gestalt von Hochhäusern. Ab und zu rast eines der regulären Khlong-Boote vorbei.
An Sonntagen nutzen viele Bangkoker die Stegen entlang des Saen zu einem Verdauungs-Spaziergang; siehe herzu auch den Artikel „Bangkoks Kanäle zu Fuss erkunden“.
Ein Hoteljuwel am Kanal
Wer genug Khlong gesehen hat, biegt vom Pfad in die Soi 1 ein und begibt sich zurück in die Zivilisation.
Gleich am Anfang der Soi oder dem Ende, wie man es eben nimmt, verbirgt sich hinter einer Mauer eine Überraschung oder in der Travellersprache ein Geheimtipp; nein kein weiterer Flugzeugfriedhof mit zweieinhalb ausgeweiteten Flugzeugleichen oder ein neuer Nachtmarkt.
Es ist ein edles Boutique-Hotel in einer alten Villa umgeben von einem tropischen Garten. Dieses Gebäude errichtete im Jahr 1942 ein englischer Ingenieur in Diensten des Königs zusammen mit seiner thailändische Frau.
Damals lag es noch am Stadtrand. Das Restaurant, innen oder draußen im Garten, serviert fantasievolle vegetarische Kost und Seafood. Oder lieber stilvoll ein Tee in der Bibliothek einnehmen? Die Torten und Cakes bereitet der Chef persönlich zu.
Ein Slum mitten in der Stadt
Enthusiasten oder die Mutigen laufen immer weiter. Der Weg endet dann auf Schienen. Erfahrene ahnen es schon, was und wer sie dort erwartet…., das hier ist echter Slum im Gegensatz zu dem touristisch geadelten Slum am Maeklong Railway Market…
…da muss man halt durch und von hier ist es nicht mehr weit nach Pratunam und zum Zentral-Pier. Von dort können die Khaosaner gleich mit einem Khlong-Boot weitereisen; hält am Wat Saket (Golden Mount).
Klasse Artikel, ich bin Heute alles abgelaufen und es waren ein paar tolle Entdeckungen dabei!
Ich bin den Weg in entgegengesetzter Richtung gelaufen, vom Lumphini Park, über den Fahrradweg an der Moschee vorbei und in den kleinen Sois dort herumgestreunt, wirklich tolles Viertel! Danach weiter am Klong entlang, bis zu dem dörflichen Sukhumvit, leider ist dieses Dorf inzwischen verlassen und die meisten Häuser sind verfallen, was wirklich schade ist, da es früher sicher ein schöner Ort war. Den Durchgang zur Soi 14 habe ich nur mit Hilfe der dort kampierenden Trinker gefunden, wirklich unglaublich dieser schmale Weg. Dann ins Terminal 21, dass durch die andere Richtung nun am Ende des Weges lag.
Der Spaziergang am Klong ist allerdings enttäuschend: nur noch Baustellen und keinerlei normales Leben mehr zwischen den Piers Bratunaam und Asok, kann man sich sparen, das Hotel habe ich leider auch nicht gefunden, weil im Artikel kein Name war.