Taxifahrer in Bangkok. Wer Kommentare zu Medienberichten, in FB-Reisegruppen oder Blogs auf das Thema „Taxifahren in Bangkok“ verfolgt, erlebt einen ausgewachsenen Glaubenskrieg.

Die einen treffen ständig auf garstige Taxifahrer, welche den Meter nicht einschalten wollen und einen horrenden Festpreis verlangen oder im schlimmsten Fall sich weigern, das genannte Reiseziel überhaupt anzusteuern. Manche haben kaum solche Probleme.

Andere wiederum schwören auf Grab, auch wenn sie bei Verkehrsstaus unendliche Minuten auf ihr heiß ersehntes und oft viel teureres Grab-Taxi warten. Was stimmt nun, was ist richtig?

Die Antwort ist einfach. Bei einem Glaubenskrieg haben alle Seiten recht, das behauptet zumindest Buddha. Und das ist ein gewichtiges Wort.

Ja, aber was jetzt? Auch ich war lange Zeit ratlos, bis mich ein Artikel über einen uralten chinesischen Militärstrategen das berühmte altgriechische Wort „Heureka“ ausstoßen ließ: „ich habe es gefunden“.

Dieser Ausdruck wird Archimedes von Sirakus zugeschrieben, der ihn in der Badewanne ausgerufen haben soll, nachdem er das archimedische Prinzip entdeckt hatte.

Wie dem auch sei, die Bedienung in der Bar hat meinen Ausruf nach der pragmatisch thailändischen Art interpretiert und brachte mir einen weiteren Gin and Tonic.

SunziZurück zu dem alten Sunzi. Der formulierte vor 2500 Jahren einige bemerkenswerte Strategien, wie man seine Feinde besiegen kann. Diese Thesen adaptieren auch heute noch die berühmtesten Management-Akademien für die Verhandlungsführung.

Und wer möchte bezweifeln, dass der Bankoker Taxifahrer der natürliche Feind aller westlichen Reisenden in dieses Stadt ist. Also fangen wir an. Vielleicht gelingt es, diese furchtbare Spezies von Taximenschen mit Hilfe des alten Sunzi zu besiegen.

Seinen Feind kennen

Das wichtigste Prinzip von Suzi lautet: „Wenn du deinen Feind kennst, brauchst du das Ergebnis von 100 Schlachten nicht zu fürchten.“ Ganz klar, bevor wir einige Strategien entwickeln, um die Bangkoker Taxifahrer zu erlegen, müssen wir diese Spezies näher studieren.

Genauer gesagt, die Gründe, warum sie sich weigern den Taxameter einzuschalten und einen Festpreis verlangen. Was jetzt folgt, sind Erfahrungswerte, Diskussionen mit Taxifahrern, Thais und die Auswertung von Blogs.

Ich weiß, ich weiß, korrekte Deutsche, Eidgenossen und Geistesverwandte in Austria werden jetzt gleich einwenden, alles nur dumme Ausreden, so etwas gehört sich nicht, die Taxis sind doch zur Beförderung verpflichtet und tausend Einwände mehr. Und was sagt hierzu der Bangkoker Taxifahrer?

Vielleicht hat er einen Grundkurs in deutscher Kultur am Goethe-Institut absolviert, auch das soll es geben, dann wird er etwas von der deutschen Eiche und der Wildsau murmeln oder zumindest ein thailändisches Äquivalent zitieren.

Nein, nein, das darf ihm nicht durchgehen! Das wird es ihm auch nicht. Aber wer vollgepumpt mir germanisch kriegerischem Blut in Angesichts dieses Hallodris den Oberlehrer in sich entdeckt und sich in Belehrungen ergeht oder die Lizenznummer des Taxis auf seinem Handy verewigen möchte, sollte vorher den Artikel über die „Gesichtswahrung in Thailand“ lesen.

Staus

Taxis in the nihgt BangkokWill ein gestresster Farang abends um 20 Uhr in der Sukhumvit ein Taxi anhalten, um in das Oriental am Fluss zu gelangen, wird der Taxifahrer folgende Überlegung anstellen:

wenn ich jetzt losfahre, dann stehe ich unzählige Minuten im Stau, ist es nicht wirtschaftlicher stattdessen einige Kurzstrecken hier in meiner Gegend zu fahren oder dorthin, wo es keine Staus gibt? Ist es natürlich, es sei denn, der Touri oder Thai stimmen einem höheren Festpreis zu.

Die allgemeinen Gesetze der Marktwirtschaft haben diese Kreaturen leider uns Farangs abgeschaut, mit denen sie ständig in Berührung kommen.

Regen

Wer kennt sie nicht, die herzzerreißenden Bilder von einem kleinen Mädchen mit ihrem Vater im strömenden Regen, wie sie verzweifelt die Hände heben.

Der gefühllose Taximensch lässt sie einfach im Regen stehen, hält kurz an und fährt dann ohne sie mitzunehmen weiter oder stoppt noch nicht einmal. Durch die Reise-Foren wabert die schiere Empörung und auch die thailändischen Zeitungen schäumen.

Die Gründe für dieses Menschen verachtende Verhalten sind dieselben wie bei den Staus oder das Taxi wurde durch eine Taxi-App zu einer lukrativen Fahrt geordert. Dieser herzlose Mensch! Vielleicht dachte er dabei an seine kleine Tochter, für deren Geburtstagsgeschenk er noch nicht das nötige Geld zusammen hat.

Bitte, bitte, keine bösen Kommentare an mich senden, ich bin genauso empört wie Sie, und seine Göre interessiert mich nicht die Bohne. Schließlich ist es sein Job, Menschen zu befördern, insbesondere kleine Mädchen und westliche Besucher.

Nachtzeit

Nachtleben in der Soi RambuttriNachdem wir uns in der Soi Rambuttri bei den kuriosen Backpackern den ganzen Abend ausgiebig mit billigen Cocktails das Gehirn zugedröhnt haben, wollen wir zurück in die Sukhumvit, um das weiche Bett unseres 5 Sternehotels zu genießen.

Und jetzt, ich sehe es direkt vor mir, das breite Grinsen des Taxigauners, „OK 250 Baht“. Was?  Unverschämt, kostet doch die Fahrt sonst mit Taxameter kaum mehr als 100 Baht.

Für die zusätzlichen 150 Baht könnte ich mir noch ein kleines Singha Bier an der Hotelbar als Absacker genehmigen. Gleich morgen werde ich dieses schändliche Verhalten in alle FB-Gruppen posten.

Was ist geschehen? Zwei Gründe kommen hier zusammen. Bleiben wir bei dem ersten, der zweite kommt gleich darunter. Das Taxi fährt um dieser Zeit bestimmt leer zurück, dann lieber drei kleinere Fahrten in der Umgebung oder eben ein erhöhtes Entgelt um diese Nachtzeit. Der Farang hat doch keine andere Möglichkeit mehr um diese Zeit, die Expressboote schlafen bereits.

Unerfahrenheit der Touristen

Touristen in BangkokHernach Egon sorgfältig alle Foren durchgeackert hat, ob der furchtbaren Taxifahrer in Bangkok, streckt er mit angstverzerrtem Gesicht seinen laschen Arm in die Straße.

Von der Handfläche rieselt der Schweiß. Das Taxi hält, kurbelt die Seitenscheibe hoch. Mit zittriger Stimme nennt Egon das Ziel und fragt nach dem Taxameter.

Was der Fahrer jetzt antworten wird, brauche ich nicht auszuführen. Dann eben woanders: „Schau mal Emma, gleich da vorn vor dem Marriott Hotel warten einige Taxen.

Das ist doch ein sehr seriöses Hotel. Siehst du Emma, 400 Baht von der Sukhumvit bis zum Siam Square. Da ist nur um 100 Baht mehr als gestern das Taxi, das uns vom Großen Palast die 300 Meter zum Pier gefahren hat“.

Der Krieg ist ein Weg der Täuschung

Sagt Sunzi, was den Gegner dazu bewegt sich zu nähern, ist die Aussicht auf Vorteil, was den Gegner vom Kommen abhält, ist die Aussicht auf Schaden.“

Sunzi sagte noch viel mehr, aber die Bangkoker Taxifahrer lassen sich in keinster Weise mit ausgebufften Feldherren altchinesischer Prägung vergleichen, deshalb belassen wir es dabei. Fangen wir mit der Täuschung an.

Nie ein Taxi direkt vor Touristen-Highlights ordern

wartende Taxis for dem Grand PalaceAuch die Taxifahrer kennen natürlich all die Top-10 Sehenswürdigkeiten, welche die meisten New-Comer in Bangkok tapfer abarbeiten. Also, wer direkt vor dem Grand Palace ein Taxi anhält, wird nur selten mit eingeschaltetem Meter abreisen können. Also täuschen wir die Taxi-Hyänen.

Wer einige Seitenstraßen weiter nach einem Taxi winkt, erscheint in den Augen des Lenkers als erfahrener Farang, der vielleicht sogar in Bangkok lebt. Oder er trifft dort auf einen „verirrten“ Taxifahrer, dem der Palace um die Ecke gar nicht bewusst ist.

Diese Regel bewährt sich auch in Stau-Gegenden oder bei Regen. Nicht dort in ein Taxi einsteigen wollen, wo alle anderen auch warten. In die Seitenstraßen ausweichen, dort sieht die Situation oft schon ganz anders aus.

Bangkok Democracy MonumentWas die Khaosan betrifft, wer auf die Ratchadamnoen Klang Rd. läuft, das ist die breite Straße vor dem Democracy Monument, wird auch zu später Stunde taxameter-freundliche Taxis finden.

Er kann dort auch in den klimatisierten Bus Nr. 511 steigen und fährt um diese Zeit schnell und entspannt für 30 Baht in die Innenstadt und Sukhumvit. Umgekehrt am Tag von der Innenstadt mit diesem Bus in die Khaosan dauert es natürlich erheblich länger, ist dafür aber mit einigem Sightseeing verbunden.

 

Nur fahrende Taxis anhalten und nicht nach Taxameter fragen

Wartenden Taxis vor Hotels, Sehenswürdigkeiten oder sonstwo in Touristengegenden meiden. Auf wen warten die wohl? Richtig geraten, die warten bereits auf Sie, das Opfer.

Also immer nur fahrende Taxis anhalten. Zum Seitenfenster beugen und das Ziel nennen. Wenn der Taxi-Hallodri nickt, einsteigen. Ein kurzer Blick zum Meter und siehe da er läuft, falls nicht darauf hinweisen.

Bitte, bitte, niemals am offenen Seitenfenster nach Taxameter fragen, damit bekunden Sie nur die eigene Unerfahrenheit. Denn Meter ist in Bangkok normal, Festpreis eher die Ausnahme.

Vorsichtige Zeitgenossen lassen sich das Ziel oft von der netten Dame an der Rezeption in Thai aufschreiben oder zeigen dem ungläubig schauenden Taxifahrer aus dem Isaan wenigstens das Ziel auf Google Maps, falls es sich um eine ausgefallenere Destination handeln sollte. Und wenn alles nicht hilft, ein anderes Taxi herbeirufen, es gibt ja hunderte in den Straßen.

Weite Strecken meiden

Nicht nur wegen der Staus, sollten Taxis eher für kürzere Strecken genutzt werden. Für längere Strecken eher die BTS, MRT, Flussboot und für etwas mehr Erfahrene auch die Khlong-Boote nutzen.

Diese Weisheit stammt natürlich nicht von Sunzi, denn der kannte damals noch nicht alternative Verkehrsmittel.

Wenn dies aus bestimmten Gründen nicht geht oder Sie als bereits erfahrener Taxi-Krieger es nicht wollen, dann hilft wieder der alte Feldherr.

Nennen Sie dem Taxifahrer zunächst ein näheres Ziel und erwähnen dann später das noch entferntere. Glauben Sie mir, es klappt zu 80%, wenn sie dabei auch noch etwas von einem Tip murmeln. Und wenn nicht, dann eben ein zweites Taxi bemühen.

Staus, wenn nichts mehr geht

Tuk-Tuk Fahrt in BangkokHier kann auch ein Taxi-Engel nicht helfen, aber vielleicht ein Tuk-Tuk. Dieses Gefährt, das kaum aus einem Bangkok-Prospekt weck zudenken ist, stammt aus den nostalgischen Zeiten, als der Verkehr in dieser Stadt noch nicht so dicht daherkam und das Taxiwesen auch preislich weniger ausgereift war.

Ein Tuk-Tuk kann in den Staus wendiger reagieren und welch ein Wunder, es nutzt auch verschlungene Hinterhöfe und sogar Baustellen, um den Staus zu entgehen, um Sie an das Ziel so schnell wie möglich zu befördern.

Denn der Tuk-Tuk Fahrer wird mit Ihnen zuvor einen Festpreis vereinbaren und hat deshalb kein besonderes Interesse lange in der Gegend herumzuirren.

Und auch bei den Tuk-Tuk-Fahrern können Sie die bei Sunzi gelernten Lektionen erfolgreich anwenden. Auf keinen Fall den Fahrer nach dem Preis fragen.

Den entsprechenden Taxipreis abschätzen und je nach Staulage und Mitbewerber-Situation den 1.5 bis 2-fachen Taxipreis vorschlagen. Jedenfalls schätzt Sie dann der Fahrer als Insider ein und wird sich nicht auf lange Verhandlungen einlassen.

Und für hartgesottene Zeitgenossen mit einem festen Glauben an eine Wiedergeburt gibt es auch die notorischen Motorrad-Taxis.

Diese Taxen werden von den fußkranken Thais, und das sind fast alle, auch für die kürzesten Strecken genutzt. Westliche Herren in Anzügen schlängeln auf ihnen durch den Verkehr, um rechtzeitig zum Meeting zu gelangen und adrette Thaidamen in engen Röcken sitzen auf ihnen im Damensitz und bearbeiten dabei freihändig das Handy.

Eine persönliche Anmerkung, bitte nicht ernst nehmen

Hundert Baht sind etwa 2.50 EUR, der Preis für ein Singha. Lohnt es für den Preis von 1 bis 2 Bier den ganzen Abend in negativer Energie zu verharren und später in verschieden Foren rumzuheulen, nur weil der Taxifahrer einen erhöhten Festpreis abgeluchst hat?

Zumindest können Sie sich damit trösten, dass er wegen dieser schändlichen Tat im nächsten Leben als indischer Rikscha-Fahrer wiedergeboren wird.

Hinweis: eine vollständige Übersicht über alle Transportmöglichkeiten in Bangkok enthält der Artikel „Transport in Bangkok“.

 

 

 

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